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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 52

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Friedensschlüsse: Stockholm 1720; Nystadt 1721. 52 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. faßte Karl Xii. die Vernichtung des Zaren ins Auge. In der Verfolgung dieses Plaues jedoch beging er einen verhängnisvollen Fehler. Anstatt sich nach Norden in die Ostseeprovinzen zu wenden, ließ er sich durch Versprechungen des Kosakenfürsten Mazeppa, der sich von russischer Oberherrlichkeit frei machen wollte, überreden, in die mit Sümpfen, Wäldern und mageren Steppen bedeckten unwirtlichen Ebenen der Ukraine zu ziehen. Hier ereilte ihn das Verderben. Peter I. kam mit starker Streitmacht herbei und fügte Karl, dessen Heer durch Anstrengung und Krankheit geschwächt gewesen war, 1709 bei Pult a w a eine Niederlage zu, die ihn aller seiner Siegeshoffnungen beraubte. Als hilfloser Flüchtling rettete er sich aus türkisches Gebiet. Füus Jahre lang genoß und mißbrauchte er die Gastfreundschaft der Pforte. Als er endlich eine für die Erhaltung des Friedens im Lande bedenkliche Rolle spielte, forderten die Türken von Karl den Abzug. In einem vierzehntägigen kühnen Ritte eilte er durch Ungarn und Deutschland und erschien 1714 vor Stralsund. — In der Zwischenzeit war August Ii. nach Polen zurückgekehrt und hatten die Verbündeten die schwedischen Besitzungen in Deutschland angegriffen; auch hatten sich Hannover, sowie König Friedrich Wilhelm I. von Preußen den Feinden Schwedens angeschlossen, letzterer, um die Mündungen der deutschen Flüsse, namentlich der Oder, vor abermaliger fremder Besitzergreifung zu retten. Vorpommern, selbst Stralsund gingen für Schweden verloren. Um sich für diese Verluste zu entschädigen, machte Karl Xii. plötzlich einen Einfall in Norwegen, das damals zu Dänemark gehörte. Bei dieser Gelegenheit fand er — es geschah in den Laufgräben vor der norwegischen Grenzstadt Friedrichshall — durch eine vielleicht von Mörderhand abgeschossene Kugel seinen Tod. 7. Schwedens Macht war gebrochen. Die neue Regierung mußte die Beendigung des Krieges durch schwere Opfer erkaufen. In den Friedensschlüssen von Stockholm (1720) und Nystadt am Bottnischen Meerbusen (1721) erhielt Preußen Stettin und Vorpommern bis zur Peene mit Usedom und Wolliu, Hannover die Fürstentümer Bremen und Verden, Rußland Jugermanland, Esthland und Livland. August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Rügen, Stralsund und Wismar blieben bei Schweden (bis 1815). Bedeutung der Friedensschlüsse. Schweden, dessen Ansehen schon durch die Fehrbelliuer Schlacht einen Stoß erlitten hatte, verlor seinen Nimbus und sank von seiner stolzen Höhe herab, auf die es durch Gustav Adolf gebracht worden war. Rußland stieg empor und trat in den Kreis der europäischen Großmächte ein. (Peter I. nannte sich seit 1721 „Kaiser aller Reußen" und stellte sich damit dem Deutsch-römischen Kaiser gleich.) Mit dem Besitze der

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 141

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 141 aller Reußen" gab Napoleon einen Teil des eroberten Landes an Friedrich Wilhelm zurück. Preußen verlor alle seine zwischen Elbe und Rhein gelegenen Provinzen, sowie die in der Ii. und Iii. Teilung Polens erworbenen Besitzungen. Es schmolz von 5500 □ Meilen mit zehn Millionen Einwohner auf 2900 □ Meilen mit kaum fünf Millionen Einwohner zusammen. Außerdem mußte es eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und bis zur Abtragung dieser Schuld etwa 150000 Franzosen in seinen Festungen ernähren. Nach einer weiteren Bestimmung durste der so verstümmelte Staat nicht mehr als 42 000 Soldaten halten. Ans den linkselbischen Gebieten, K'urhessen, Brann-schmeig und Teilen Hannovers bilbete Napoleon das Königreich Westfalen (Hauptstabt Kassel) und übertrug es seinem Bruder Jerome. Danzig mit Umgebung würde dem Namen nach Freistaat, in Wahrheit ein Stützpunkt der französischen Macht an der Ostsee. Den größten Teil der früher polnischen Besitzungen erhielt der König von Sachsen unter beut Namen eines Herzogtums Warschau; der kleinere würde mit Rnßlanb vereinigt. — Obgleich Rnßlanb einen lebhaften Handel mit England unterhielt, so trat boch Alexanber I. der Kontinentalsperre bei und fügte bainit beni Wohlstanb seines Reiches eine empsinbliche Schäbignng zu. — Der Tilsiter Friebe, der Preußen seiner Großmachtstellung beraubte, bezeichnet die tiefste Stufe der Erniedrigung Deutschlands. § 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 1. Das furchtbare Strafgericht des Himmels, das über Laub und Volk gekommen war, wirkte wie bessernde Buße, wie läuterndes Feuer und das Unglück wurde der Boden, aus dem ein neues Leben erblühte, ein Geist, welcher allmählich eine Umgestaltung im Staatsleben, eine Wiedergeburt im Volke herbeiführte und endlich die ganze deutsche Nation zur einmütigen Erhebung gegen den Tyrannen hinriß. Der Umschwung im politischen, sozialen und sittlichen Leben knüpft sich in erster Linie an die Person des Freiherrn Karl von Slein Freiherr Karl (geb. 1757), der einem in Hessen begüterten Geschlechte des rheinfränkischen Abels entstammt und zu Nassau an der Lahn seßhaft war. Es war bies ein Mann, von Gott einem gesunkenen und in der Knechtschaft fchmachtenben Volke gesanbt, bamit er die Ketten zerreiße und die längst vermißten Güter der Freiheit und nationalen Ehre wieder zur Geltung bringe. In seiner Person vereinigten sich ein scharfer, zugleich praktischer Verstand, ein unbeugsamer Wille, eine Charaktergröße, die weder um die Gunst der Menge noch um die

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 50

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
50 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Schweden. Polen. Rußland. Darstellung finden. Zum besseren Verständnis desselben aber müssen wir uns vorerst einen flüchtigen Überblick über die Verhältnisse der nordischen Staaten: Schweden, Polen und Rußland vor dem Kriege verschaffen. 2. In Schweden giug nach Gustav Adolfs Tod die Regierung auf seine Tochter Christine über. Sie entsagte 1654 der Krone, wurde in Innsbruck katholisch, starb in Rom und wurde in der St. Peterskirche begraben. Ihr folgte ihr Vetter Karl X., Sohn des Pfalzgrafen Johann Kasimir aus der wittelsbachischeu Linie Simmern-Zweibrückeu und einer Schwester Gustav Adolfs, und diesem sein Sohn Karl Xi. (1660—1697). Unter beiden Regenten machte Schweden erfreuliche Fortschritte. Im Besitze der Flußmündungen der Newa, Düna, Oder und Weser, sowie der meisten Ostseeprovinzen (Finnland, Jugermanland, Esthland, Livland, Vorpommern), beherrschte es den ganzen Handel des Baltischen Meeres und schwang sich zur ersten Macht des Nordens und zur europäischen Großmacht empor. Nach Karls Xi. Tod gelangte dessen fünfzehnjähriger Sohn Karl Xii. (1697—1718, gewöhnlich „Charles douze“ genannt) zur Regierung, ein tatendurstiger Jüngling, der seine oft unüberlegten Entschlüsse mit verblendetem Eigensinn und tollkühnem Wagemut durchzuführen suchte. 3. In Polen wurde 1697 Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, welcher durch verschwenderische Prachtliebe und riesige Kör-perstärke besannt war, als August Ii. zum König gewählt (Nadj-solger Sobieskis), nachdem er zum Katholizismus übergetreten war und damit aus die Führersd)ast der deutschen Protestanten verzichtet hatte. Die Zustände im polnisd)en Reiche waren wenig erfreulich. Weitaus die meisten der Einwohner seufzten unter dem schweren Druck strenger Leibeigenschaft und lebten in finsterer Unwissenheit. Der Adel verwaltete alle Staats- und Kriegsämter und war fortwährend bemüht, die Rcdjte und die Macht des Königs einzuschränken. Mehr und mehr wurde der Staat eine Adelsrepublik mit monarchischer Spitze; der König sank allmählid) zum bloßen Vollstrecker der Reid)s-tagsbeschlüsse herab. 4. In Rußland herrschte Peter der Große (1689—1725) ans dem Hanse Romanow, ein Mann mit vielseitiger Begabung und lebhaftem Streben nad) Bildung. Ihn erfüllte der große Gedanke, sein Volk, das nod) in der Nacht asiatischer Barbarei lebte, mit west-europüischer Kultur zu beglücken, ein starkes Heer zu bilden, Besitzungen an der See (Ostsee, Schwarzes Meer) zu erwerben, um durch direkte Aus- und Einsuhr von Produkten den Wohlstand seines Volkes vermehren zu können, endlich Rußland zu einer Großmad)t zu erheben. Damit er die Einrid)tnngen der hochentwickelten westlichen

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 11

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 11 lanbet, um den Krieg von neuem zu entfachen und den bebrängten Protestanten beizustehen. Wer war dieser Frembe? Er stammte aus dem Geschlechte der Wasa und war König von Schweden. Von hohem Buchse und kräftigem Körper, mit Monben Haaren und blauen Augen erinnerte seine Erscheinung an die einst gefürchteten, meerbeherrschenben Bewohner des Norbens, die Normannen. Wie sein Äußeres, so imponierten seine glänzenbeu geistigen Eigenschaften. Er verfügte über ein umsassen-bes Wissen, beherrschte mehrere Sprachen und überblickte mit Hellem Verstaube die Bebürfnisse seines Volkes und die Be-bingungen, unter welchen der von ihm geleitete Staat wachsen und gebethen konnte. Entschlüsse saszte er mit kluger Vorsicht; in bei Aussührnng berselben aber war er tatkräftig, unerschrocken und kühn. Mit hoher Geistesbilbnng vereinigte er nngehenchelte Frömmigkeit nnb Herzensgüte; auch zählte er zu den treuesten Vekennern des evangelischen Glaubens. Bei aller Strenge und Manneszucht, die er im Heer übte, blickten seine Soldaten mit Liebe und Verehrung zu ihm empor. In Kriegen gegen Dänemark, Rußlanb und Polen hatte er ein großes, seinen Gegnern überlegenes Felbherrntalent gezeigt. 2. Was bewog ihn nun, sich in Deutschlands Angelegenheiten ®er««J®ujjn^ einzumischen und in dem Streit zwischen Kaiser und Protestanten die e smge-Partei der letzteren zu ergreifen? Es waren politische und religiöse Grünbe. Schon Gustav Wasa, Gustav Abolfs Großvater, welcher die Reformation in Schweden eingeführt, hatte nach Er- weiterung der Grenzen seines Reiches gestrebt. Das Streben war auf seine Nachfolger übergegangen. In siegreich bestanbenen Kriegen (mit Dänemark, Rußlanb, Polen) hatten sie nach und nach Fiuulanb, Esthland, Livlanb, Jngermamtlanb gewonnen und bamit die Herrschaft über die meisten Gebiete an der Ostsee erlangt. Nur an der <süb-fitste hatte ihre Macht bisher nicht Wurzeln fassen können; Preußen (das ehemalige Orbenslanb), Pommern und Mecklenburg besanben sich noch außer dem Bereich des schwebischen Einflusses. Vom Geiste seiner Ahnen erfaßt, gebachte nun Gustav Aböls das Eroberungswerk zu üotlenben und sich die unumschränkte Herrschaft über die Ostfee zu verschaffen. Die Erreichung bieses Zieles aber war Gustav Adolf.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 96

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
I. Teilung 1772 Reformen in Polen. Kosciusko. Ii. Teilung 1793. 96 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Damit nun Polen nicht ganz eine Bente russischer Lündersucht werde, traten sie mit Katharina Ii. in Verbindung und beschlossen eine Verkleinerung des kranken und ohnmächtigen Staates. 4. So kam 1772 die erste Teilung Polens zu stände. Österreich erhielt Obergalizien und Lodomirieu, Rußland Ostlitauen, Preußen das heutige Westpreußen, das einst dem Deutschen Orden gehört hatte, demselben aber unter Kaiser Friedrich Ii. 1466 von Polen entrissen worden war, ohne Danzig und Thoru, ferner Erme-land und den Distrikt an der Netze. — Damit wurde für Preußen, was für seine militärische Stellung bedeutsam war, die Lücke zwischen Pommern und dem entlegenen Ostpreußen ausgefüllt und Friedrich Ii. nannte sich von jetzt an „König von Preußen". Friedrich begann in der herabgekommenen und verarmten neuen Provinz eine gesegnete Kulturarbeit. Er entsnmpfte weite Strecken, baute deu Bromberger Kanal von der Brahe zur Netze (Verbindung von Weichsel und Oder), sandte Arbeiter, Beamte und Lehrer ins Land, hob die Leibeigenschaft ans den Domänen aus und verbreitete die Wohltaten einer gerechten Justiz. 5. Das traurige Schicksal Poleus öffnete dem noch urteilsfähigen Teil des Volkes die Augen für die Gebrechen des Staates und somit für die Ursachen des Unglücks. In richtiger Erkenntnis derselben und erfüllt von dem Gedanken, das Vaterland vor weiterem Verfalle zu bewahren, ja ihm neue Kraft einzuhauchen, schritt man zu tief eingreifenden Reformen. Man führte, von dem preußischen Minister Hertzberg ermuntert, 1791 das erbliche Königtum ein und gab dem Lande eine konstitutionelle Verfassung, wobei das liberum veto aufgehoben wurde. Eine neue Periode der Entwicklung schien anzubrechen. Doch die Freude der Patrioten dauerte nicht lange. Katharina Ii., die es nun einmal zu einer Erstarkung des erschütterten Staatswesens nicht kommen lassen wollte, widersetzte sich den Neuerungen und ließ, angespornt durch eine vaterlandsverräterische Partei unter den Adeligen, ein russisches Heer in Polen einrücken. Zwar gelang es dein tapferen Thaddäus Kosciusko, „dem letzten und reinsten Helden seines Staates," sein Volk zum Kampfe um Erhaltung der Freiheit und Selbständigkeit zu entflammen. Es war vergebens. Zu den Russen gesellten sich 1793 preußische Truppen, die Friedrich Wilhelm Ii. in Polen einrücken ließ, damit, — wie er meinte — die dort sich verbreitenden revolutionären Ideen unterdrückt werden könnten, und nun einigten sich der preußische König und Katharina Ii. zur Vornahme der zweiten Teilung (1793). Preußen bekam Danzig, Thoru und die heutige Provinz Posen, Rußland den Rest von Litauen. 6. Eiu Jahr darauf erhob Kosciusko abermals die Banner des nationalen Aufstandes. Diesmal folgte ihm das ganze Volk. Es kämpfte

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 97

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 101. Innere und äußere Gestaltung Deutschlands. 97 mit dem Mut und der Anstrengung von Verzweifelnden, erlag aber der fremden Übermacht. Der heldenhafte Führer wurde verwundet und geriet in Gefangenschaft. Das Schicksal des unglücklichen Landes war entschieden. 1795 entschlossen sich Preußen, Österreich und Rußland zur dritten und letzten Teilung. Zu Preußen kam Warschau m. Teilung 1795. und das Land zwischen Weichsel, Bug und Niemen; zu Österreich Westgalizien bis zum Bug; zu Rußland der Rest des polnischen Reiches. Stanislaus Pouiatowski mußte die Königskrone niederlegen (verbrachte die übrige Zeit seines Lebens als Privatmann in Petersburg) und Polen wurde aus der Reihe der Staaten gestrichen. C. Kulturgeschichtliches aus -er Periode 1648-1789. § 101. Innere und äußere Gestaltung Deutschlands. Absolutismus der Fürsten. 1. Die Reichseinheit hörte seit dem Westfälischen Frieden auf. Zerrissenheit Deutschland bot ein Bild der Zersplitterung und Ohnmacht. ®eut1d)tanb§-Es bestanden über 1000 Landschaften (§ 78, 3). Auswärtige Mächte, namentlich Frankreich, gestatteten sich und erhielten bestimmenden Einfluß auf deutsche Angelegenheiten; sie säeten Zwietracht und zogen einzelne Fürsten auf ihre Seiten. (Rheinische Allianz, § 82, 5.) Der nationale Gedanke war erstorben und mit demselben auch die Selbstachtung geschwunden. Die frühere Macht, Ehre und Größe, des alten Reiches Herrlichkeit existierten nur noch in der Einbildung einzelner. Mit der Lockerung und Zerreißung jeglicher Bande zwischen Fürsten und Kaiser und mit der Nachahmung französischer Einrichtungen und französischen Geistes bildete sich eine unumschränkte Fürstengewalt aus, welche die Untertanen nur als Mittel zum Zweck betrachtete und zur Vernichtung des Wohlstandes führte. Das deutsche Mark war krank und konnte in der ersten Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg keine Blüten und Früchte treiben. Da erhob sich Brandenburg-Preußen, zog die noch gesunden Kräfte des deutschen Volkes an sich und übte den mächtigsten Einfluß auf die Gestaltung der deutschen Verhältnisse im achtzehnten Jahrhundert, sowie auf die Richtung des deutschen Geistes. Die Taten Friedrichs des Großen fachten das Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 7

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 173

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 126. Wiener Kongreß. 173 § 126. Wiener Kongreß. A. Territoriale Bestimmungen. 1. Der Wiener Kongreß, dessen Beschlüsse die Grundlage für die nun folgende Periode im Leben der europäischen Völker bildeten, wurde im November 1814 unter der persönlichen Teilnahme vieler Monarchen (Alexander I., Franz I., Friedrich Wilhelm Iii. n. a.) eröffnet. Österreich wurde durch Metternich, Preußen durch Wilhelm von Humboldt und Hardenberg, Bayern durch W r e d e, Rußland durch N e s s e l r o d e, England durch Wellington und Frankreich durch den einflußreichen T a l l e y r a n d vertreten. Zu den Kongreßteilnehmern gehörte auch Freiherr vou Stein; er bekleidete zwar keine offizielle Stellung, übte aber viel Einfluß auf den Zaren, in dessen Umgebung er sich befand. 2. Der Kongreß hatte eine wichtige und schwierige Aufgabe p^y^lvage. zu lösen: die territoriale Neugestaltung Europas und die Begründung einer neuen Verfassung für Deutschland. Die Erörterungen hierüber führten gleich in den ersten Wochen zu bedenklichen Störungen der Eintracht. Was den Diplomaten am meisten zu schassen machte, das war die sächsisch-polnische Frage. Rußland beanspruchte ganz Polen; Preußen verlangte, um eine Abrundung seiner Grenzen nach Süden zu erhalten, das Königreich Sachsen, dessen Monarch noch in der Leipziger Schlacht auf Napoleons Seite gestanden war. Die Forderungen der beiden Mächte riefen den heftigsten Widerspruch hervor. Österreich, Frankreich, England und die deutschen Mittelstaaten widersetzten sich denselben in gleicher Weise. Die Gegensätze spitzten sich so zu, daß die Parteien (Rußland und Preußen einerseits, Österreich, Frankreich und England anderseits) glaubten, die Entscheidung den Massen anvertrauen zu müssen. Die Kunde von den Zwistigkeiten veranlaßte, wie wir wissen, Napoleon, nach Frankreich zurückzukehren. Aber ehe er noch seinen Entschluß ausführte, kam es unter den Mächten zu einer Einigung. 3. Österreich erhielt die Lombardei und Veuetieu, Jllyrieu, Dalmatien und Galizien, Salzburg und Tirol mit Voralberg, mußte jedoch auf Belgien (nach Minister Thugut: ein Mühlstein am Halse Österreichs) verzichten. Preufzen erhielt 1. aus der polnischen Ländermasse Posen, den Territorial Netzedistrikt, Danzig und Thorn, also die Gebiete, welche ihm in der Örs9 I. und Ii. Teilung Polens zugesprochen waren; 2. die nördliche Hälfte des Königreichs Sachsen (darunter das alte Kurland); 3. seine ehemaligen liukselbifcheu Besitzungen, die es im Tilsiter Frieden ver-

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 51

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 87. Der Nordische Krieg 1700—1721. 51 Kulturstaaten kennen lernte, machte er 1697 durch Deutschland, Holland und England eine Reise, arbeitete in Saardam (bei Amsterdam) eine Zeitlang als Schiffszimmermann und hielt sich auch in England mit Vorliebe auf den Werften auf. Hierauf veranlaßte er ausländische (besonders deutsche und holländische) Handwerker, Künstler, Gelehrte und Offiziere zur Einwanderung nach Rußland, um hier mit ihrer Hilfe eine Neuerung nach der anderen durchzuführen. — In dem Streben nach Gründung einer Seemacht war ihm Schweden hinderlich, das sich ja die meisten an der Ostsee gelegenen Provinzen im Lause der Zeit erworben hatte. Verlauf des Krieges. 5. Rußland, Polen und Dänemark sahen mit neidischen Die streitenden Blicken auf die Machteutwickluug Schwedens. Als nun Karl Xi. "Uiad?te" gestorben und sein noch minderjähriger Sohn Karl Xii. zur Regierung gelangt war, glaubten sie, dem aufstrebenden Staate die früher gemachten Eroberungen entreißen zu können. Sie schlossen einen Bund und erklärten an Schweden den Krieg (1700). Aber das Verhalten Karls xu. Er-Karls Xii. bereitete ihnen die größte Überraschung. Der jugendlichefcl9e 1'00~1'06-König fiel mit ungeheurer Wucht in Seeland ein und zwang Dänemark durch das Bombardement von Kopenhagen zum Frieden. Hierauf wandte er sich uach Esthland und siegte noch im gleichen Jahr (1700) bei Narwa am Finnischen Meerbusen über die ihm an Zahl vielfach überlegenen Russen. Endlich machte er einen Angriff auf seinen dritten Gegner. Im unaufhaltsamen Siegeslauf drang er in Polen vor, ließ August Ii. durch den Reichstag absetzen und einen Polen, Stanislaus Leszezyuski, zum König wählen (1704). Um den ihm verhaßten August Ii. ganz zu demütigen, brach Karl Xii. über Schlesien in Sachsen ein und trug so, unbekümmert um den Friedensbruch, den Krieg ins Reich. Im Frieden zu Altranstädt (1706) bei Leipzig, zu welchem August genötigt wurde, mußte dieser auf die polnische Krone verzichten und dem Bündnis mit Peter I-entsagen. — Unterdeffen hatte Peter I. an der Ostsee eine energische und erfolgreiche Tätigkeit entfaltet, nämlich Jngermanland unterworfen, die sumpfigen Niederungen an der Newa durch eine ungeheure Zahl von Leibeignen austrocknen und 1703 den Grund zu Petersburg, seiner neuen Hauptstadt, legen lassen. 6. Nach dem Altranstädter Frieden lag die Gefahr nahe, daß Karls xn. Miß-fich der nordische König an dem gleichzeitigen Spanischen Erbfolgekrieg ^llos-ms2'00 zu gnnsten der Wittelsbacher, seiner Vettern, beteilige. Es war sür Österreich eine Zeit der Spannung. Allein sie ging vorüber. Durch Marlboroughs Einwirkungen von der spanischen Streitfrage abgelenkt, 4*

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 155

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 118. Der Krieg mit Rußland und Napoleons Sturz 1812. 155 treten. Allein die ungewisse und zögernde Haltung Alexanders, der die Grenze' nicht überschreiten, sondern bett Feind im eigenen Lande erwarten wollte, mahnte Friedrich Wilhelm Iii. zur Vorsicht und ließ ihm schließlich ein Bündnis mit Frankreich für das im Augenblick Geratenste erscheinen. So kam int Februar 1812 ein Vertrag zu stände, kraft dessen sich Preußen zur (Stellung eines Hilfskorps von 20000 Mann (die Hälfte seines Heeres) verpflichtete und für Verpflegung der burchziehenben Napoleonischen Truppen gegen spätere Vergütung zu sorgen versprach. Im März trat Österreich mit 30 000 Mattn auf Napoleons Seite. 4. Im Frühjahr 1812 setzte sich die Große Armee, „ein buntes Sua^er ©mien Völkergemisch aus ganz Mittel- und Westeuropa", in Bewegung. In Deutschland, einer Stärke von ungefähr 600000 Mann wälzte sie sich gleich einer ungeheuren Flutwelle durch Deutschland der russischen Grenze zu. Im stolzen Bewußtsein feiner Unbesiegbarkeit verließ Napoleon feine Hauptstadt (Mai) und begab sich über Mainz, Frankfurt, Würzburg, Bayreuth zunächst nach Dresden, wo er noch einmal in prunkvoller Versammlung die Huldigungen der Fürsten, selbst seines kaiserlichen Schwiegervaters und des Königs von Preußen, entgegennahm. Dann eilte er zur Armee, die zwischen Weichsel und dem Niemen ausgestellt war. Ende Juni überschritt er an der Spitze des Hanptheeres den Niemen und betrat bei Kowno das russische Reich, dessen unwirtliche Steppen nach unsagbaren Leiden und Anstrengungen ein großes Grab der zum Siege ausgezogenen Kämpfer werden sollte. Gleichzeitig drang der von Maedonald befehligte linke Flügel, wozu die 20000 Preußen unter I ork gehörten, in die Ostfeeprovinzen ein, um Kurland und Livland zu erobern, während die von Schwarzenberg geführten Österreicher von Galizien aus einen Angriff auf Volhynien machten. 5. Alterorten wichen die Russen, ihre eigenen Länbereien ver- Zug durch Ru»-heerenb, absichtlich zurück; sie lockten den Feind immer tiefer in die Moskaus isvz. unermeßlichen und dünn bevölkerten Ebenen und wollten ihn an der Natur des russischen Reiches zu grttnbe gehen lassen. Nur an zwei Orten leisteten sie Wiberstattb, bei Smolensk (August) und bei Borodino a. b. Moskwa (September). Die Franzosen siegten, zogen unaufhaltsam weiter und Mitte September hielt Napoleon mit feilte nt schon ziemlich zusammengeschmolzenen Heer in das von der Mehrheit seiner Einwohner verlassene Moskau seinen Einzug. Die menschenleeren Straßen, die oben Wohnungen beunruhigten ihn. Doch hoffte er, in der großen Stadt Ruhe und Erholung für seine erschöpften Truppen und Stärkung zu neuen Anstrengungen zu finben. Aber welche Enttäuschung mußte er erleben! Kaum hatte er sich im Kreml wohnlich eingerichtet, ba loberten

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 193

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 133. Die Revolution von 1848. 193 Reformbankette) durch die Polizei gestört wurden, schritt die wütende Menge unter dem Wahlspruch: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" am 24. Februar zur Revolution. Louis Philipp mußte abdanken und Frankreich ward in eine Republik umgewandelt. Eine aus allgemeinem Wahlrecht hervorgegaugene Nationalversammlung bestimmte, daß an die Spitze derselben ein Präsident (auf 4 Jahre) zu treten habe. Durch Volksabstimmung wurde in Erinnerung an den ruhmvollen Namen Napoleon der Prinz Louis Napoleon Bonaparte, der Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland (§ 111, 9), am 10. Dezember 1848 zum Präsidenten der Republik gewählt. 2. Die Kunde von den Vorgängen in Paris fuhr wie ein Sturm- ®in^tr“"8r.ber wind durch die deutsch-österreichischen Lande und gab der in den Ge- Evolution auf müteru ohnehin vorhandenen Gärung neue Nahrung. Überall, sowohl in den Verfassungsstaaten als auch in Preußen und Österreich, tauchten die alten Forderungen nach Erweiterung der Volksrechte: nach Preßfreiheit, Schwurgerichten, Volksbewaffnung, Versammlungsrecht, insbesondere aber nach einer den nationalen Wünschen entsprechenden Neugestaltung Deutschlands wieder auf. Man begnügte sich aber nicht mit der bloßen Kundgabe solcher Forderungen. Ungestüme Freiheitsmänner betraten, als ihnen die Erreichung der angestrebten Ziele aus gesetzliche Weise zweifelhaft erschien, den Weg der Gewalt. 3. Es kam fast in allen Teilen der österreichischen Monarchie zu revolutionären Bewegungen. Die Lombarden rissen sich, unter- Mischen stützt von König Karl Albert von Sardinien, im März 1848 von Tocnar*ie- Österreich los und zwangen die Besatzung Mailands, sich zurückzuziehen. Sie wurden jedoch durch zwei Siege des Feldmarschalls Radetzky (bei Custozza 1848 und bei Novara 1849) unterworfen und zur Anerkennung der österreichischen Herrschaft gebracht. — In Böhmen erhoben sich die Ezechen gegen die Deutschen, verlangten eine auf wahrer Volksvertretung beruhende Landesverfassung, nationale Selbständigkeit und beriefen einen Slavenkongreß nach Prag („die erste große Kundgebung des aufsteigenden Panslavismns"), der am 2. Juni 1848 eröffnet wurde. Im Anfchlnß an den Kongreß kam es in Prag zu einer ezechischen Erhebung. Fürst Windischgrätz warf die Rebellen durch die Gewalt der Waffen nieder. — Wie die Ezechen in Böhmen, so strebten die Magyaren in Ungarn nach unbedingter Autonomie mit demokratischer Verfassung. Der Advokat Ludwig Kossuth stellte den Antrag aus Absetzung des Hauses Habsburg-Loth-ringen. Im Frühjahr 1849 erfolgte die Losreißnng von Österreich, die Errichtung einer Republik mit Kossuth an der Spitze. Aber noch in demselben Jahre wurde nach hartnäckigem Widerstände der Aufruhr mit Hilfe der Rüsten unterdrückt. — In Wien zwang (März 1848) Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 13
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TM Hauptwörter (200)200

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